Regenschauer zur besten Festspielzeit: ein "Horror-Szenario". Für diesen Fall wollte die Stadt die Darsteller vom "Hussenkrieg" nicht im Regen stehen lassen. Der neue Schirm ist aber nicht ganz billig.
Vier Jahre hat der Festspielverein ohne Tribünenüberdachung überbrückt. Jetzt soll das große Bangen ein Ende haben, ein Ersatz für die längst auf der Müllhalde gelandete alte Überdachung ist in Sicht. Die neue, sehr komplexe Konstruktion soll rechtzeitig zur Jubiläumssaison die Zuschauer im Burghof vor einer unerwünschten Dusche bewahren.
In den vergangenen Monaten habe man deshalb die Planung aus dem Jahr 2014 überarbeitet, berichtete Bürgermeister Martin Birner am Donnerstagabend bei der Stadtratssitzung. Auch habe man bereits Förderanträge gestellt, über die aber bisher noch nicht entschieden sei. Die Regierung hat jedenfalls schon ihre Zustimmung zum vorzeitigen Maßnahmenbeginn erteilt, schließlich feiert die Stadt heuer ihr 1000-Jähriges, und das Festspiel geht in die 35. Bühnensaison.
Die Stadt kann bei dem Projekt immerhin auf Vorplanungen zurückgreifen, denn die Überdachung war vor ein paar Jahren schon Thema im Gremium und damals stand auch schon die ausführende Firma fest. Die Ausführung scheiterte schließlich am Rückzieher dieser Firma, die sich dann doch nicht in der Lage sah, das komplexe Dach zu erstellen. An der erneuten Ausschreibung hatten sich nun sieben Firmen beteiligt, das annehmbarste Angebot lieferte die Firma Koch Membrane aus Rimsting. Für die erforderlichen Baumeisterarbeiten hatte das Unternehmen Reichl aus Seebarn das preisgünstigste Angebot abgegeben. Die technischen Anlagen waren von den Stadtwerken mit 46 060,01 Euro kalkuliert worden. Die Gesamtkosten (ohne Baunebenkosten) würden damit rund 260 000 Euro betragen. Die Stadt hofft dabei allerdings auf Mittel aus dem Kulturfonds Bayern (85 000 Euro) sowie Zuschüssen in Höhe von jeweils 10 000 Euro vom Bezirk und Landkreis.
Eine "satte Mehrung" sah angesichts der Kosten Stadtrat Martin Scharf von den Freien Wählern und erinnerte sich an die Summe von 100 000 Euro bei ersten Schätzungen im Jahr 2014. An Baunebenkosten kämen dann ja auch noch 60 000 Euro drauf. Andererseits werde der Burghof ja auch für eine Vielzahl anderer Veranstaltungen genutzt und sei eine ausgesprochen attraktive "Location" für Open-Air. Hier sei auch die Kompromissbereitschaft des Festspielvereins gefragt, wenn es um die Proben geht. "Wenn wir es schaffen, den Burghof zu einem Ort zu entwickeln, in dem es neben dem Festspiel weitere Veranstaltungen gibt, dann ist das eine lohnende Investition", so Scharfs persönliche Überzeugung, die nicht alle Fraktionsmitglieder teilten.
"Was lange währt, wird endlich gut", zitierte Margot Weber (SPD) ein Sprichwort und signalisierte die Zustimmung ihrer Fraktion. Als akzeptabel beurteilte Stadtrat Richard Wagner den Kostenfaktor. "So viel muss der Festspielstadt das schon wert sein", meinte er. Außerdem sei es das richtige Signal zum richtigen Zeitpunkt, um das langjährige Engagement der Mitglieder des Festspielvereins zu würdigen und sie zum Weitermachen zu motivieren. "Wir sollten an die Sache mit kühlem Kopf herangehen, auch wenn die Stadt heuer ihr 1000-Jähriges feiert", argumentierte dagegen Stadtrat Walter Drexler (Freie Wähler), die Kosten seien einfach zu hoch. Zusammen mit Parteikollege Konrad Hoch stimmte er gegen die Auftragsvergaben für die Tribünenüberdachung an die Firmen Koch und Reichl. Mit einer Mehrheit von 18:2 Stimmen ging das Projekt schließlich über den Ratstisch. Die Zuschauer im Festspiel "Vom Hussenkrieg" sollen im Juli auf jeden Fall im Trockenen sitzen.
Die neue Überdachung besteht aus einem Bogen, der auf gelenkig gelagerten Stützen befestigt ist. Bogen und Stützen bilden zusammen das Rückgrat der Konstruktion. Zur Bühne hin wird ebenfalls eine gelenkige Rahmenkonstruktion errichtet, bestehend aus zwei Stützen und einem Stahlrundrohrträger. An diesem horizontalen Bauteil ist die Membrane aus hochwertigem und UV-beständigem Material befestigt, die dann noch an weiteren Punkten oder Randstützen gespannt wird. Das schützende Dach soll so hoch angebracht werden, dass der Blick auf die Bühne auch von den hintersten Sitzplätzen unverstellt ist und dabei auch den unterschiedlichen Höhen Rechnung tragen.